Traditionen sind das, was den Hauptreiz jeder Reiseregion bildet. Paris ist heute ohne Leierkastenmann kaum vorzustellen, London bedeutet undedingt das bekannte schwarze Taxi und Berlin wäre ohne den ritualen Bummel unter dem Brandenburger Tor auch nicht komplett. Sizilien ist hier auch keine Ausnahme. Traditionen sind in Sizilien wie ein Eckpfeiler, auf dem das ganze Leben der Insel hält – und zwar nicht nur für die Touristen.
Wie überall in Italien spielt die römisch-katholische Kirche auf Sizilien eine der Hauptrollen. Deshalb ist das ganze gesellschaftliche Leben mehr oder weniger mit der Religion verbunden. Für Sizilien ist es üblich, die Heiligentage in verschiedenen Städten großangelegt zu feiern. Und das größte traditionelle Fest auf Sizilien ist die Heilige Woche vor dem Osternfest. Die Umzüge, die zu dieser Zeit in allen Provinzen der Insel stattfinden, sind wiederum eine Mischung aus den ausschließlich kirchlichen Bräuchen und alten Volkstraditionen. Dabei werden die ersten durch die zweiten harmonisch ergänzt.
Eigentlich äußern die Sizilianer eine besondere Art der Leidenschaft, indem sie solche Umzüge zu veranstalten. Viele europäische Kulturen sind hier im Laufe von Jahrhunderten durchgemischt worden. Als Ergebnis bildete sich auf der Insel eine wunderschöne Ethnomosaik, die man nach ihrer Schönheit nur mit dem berühmten Mosaik Monreale vergleichen kann. Auf Sizilien werden die Bräuche verschiedener Völker - von den verschwundenen Byzantinern bis auf die modernen Italiener – beachtet.
Als das sizilianische Analogon des Karneval in Venedig kann man den prächtigen Kostümumzug Caretto Siciliano betrachten, in dessen Zentrum der Sozilianische Wagen fährt. Dieser Wagen ist nicht nur ein Verkehrsmittel. Einen ganz besonderen Charme verleiht ihm bunte Freihandmalerei. Dabei unterscheidet sich die Palette der Malerei in verschiedenen Teilen der Insel. Im Osten zieht man das Grün und das Bordeauxrot vor, im Westen sind das Gelb und das Blau die Lieblingsfarben.
Auf Sizilien gibt es einige traditionelle Gewerbe, die durch ihre einmalige Technik bekannt sind. Das sind Keramik, Kochkunst und Puppenfertigung. Die Hauptstadt der Keramik befindet sich auf Sizilien in der Provinz Catanien, in der Stadt Caltagirone. Hier gibt es 150 Keramikwerkstätten für nur 30 Tausend Einwohner.
Die sizilianische Küche ist durch den Reichtum an Meeresprodukten, Wein und Olivenöl bekannt. Es wird gemeint, dass die italienische Küche die Basis der sizilianischen Küche bildet. Die Sizilianer selbst sagen aber, dass man auf dem Festland nicht mehr weiß, als wie man „Spagetti richtig abgießt“. Der gastronomische Stolz von Sizilien ist das Olivenöl, das hier fast in jeder Bauernwirtschaft produziert wird.
Die Marionetten sind die Souveniers, die für ganz Italien traditionell sind. Aber auf Sizilien wird einem stets Palladin statt Pulcinella angeboten. Der Heldengeist der mittelalterischen Bataillen schätzen die Sizilianer etwas höher als die italienische Folklore. Palladin ist hier der Hauptheld der Puppenaufführungen, die auf Sizilien immer noch populär sind. Vielleicht ist es deshalb so, dass gerade das Marionettentheater eines der durchdringendsten Gefühle während der Bekannschaft mit der Insel schenkt, gerade hier kommt man auf den Gedanken, dass alle Sehenswürdigkeiten von Sizilien nur ein Schirm sind, hinter dem etwas wirklich Altes und Rätselhaftes versteckt ist.
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