Der Strom der Flüchtlinge aus Nordafrika zur kleinen italienischen Insel Lampedusa im Süden Sizilien im Mittelmeer hält weiter an. Das Gros der Flüchtlinge kommt aus Tunesien: Mehr als 5.000 Tunesier sind in den letzten Tagen vor der unruhigen Situation ihrer Heimat geflohen.
Die Kapazitäten von Lampedusa sind erschöpft: Nach Berichten der Medien waren bis heute noch mehr als 2000 Flüchtlinge auf der nur 4.500 Bewohner zählenden Insel. Während des Vormittags wurden daher bereits die ersten Bootsflüchtlinge mit Hilfe von Fähren nach Sizilien übergesetzt. Giuseppe Caruso, der Präfekt von Palermo, kündigte bereits an, dass Sizilien alle ankommenden Flüchtlinge aufnehmen und unterbringen kann. Im Notfall bei einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen könnten Zeltlager aufgebaut werden, die auch bei Naturkatastrophen wie zum Beispiel Erdbeben oder Vulkanausbrüchen zum Einsatz kommen. Der Präfekt von Sizilien ist von der Regierung in Rom federführend in der aktuellen Flüchtlingssituation eingesetzt worden. Auf Grund des wachsenden Stroms von Flüchtlingen aus Nordafrika nach Lampedusa wurde bereits am vergangenen Samstag von Regierungsseite der humanitäre Notstand für die Insel erklärt. Tags darauf wurde die Wiedereröffnung des größten Flüchtlingslagers auf Lampedusa beschlossen, das mit mehr als 2.000 dort versorgten Flüchtlingen aus Tunesien aber bereits heute hoffnungslos überfüllt war. Nach offizieller Einschätzung kann das Lager auf Lampedusa maximal 800 Flüchtlingen Unterschlupf gewähren.
Heute Vormittag traf die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zu Gesprächen in Tunesiens Hauptstadt Tunis ein. Es wird davon ausgegangen, dass Ashton die Vertreter der Übergangsregierung in Tunesien auf die Flüchtlingsproblematik auf Lampedusa und Sizilien anspricht. Bereits vor den Gesprächen hatte die Übergangsregierung den vom italienischen Innenminister Roberto Maroni angebotenen Einsatz italienischer Polizeibeamter an der tunesischen Grenze höflich, aber bestimmt abgelehnt. Tunesien verweigere sich kategorisch jeder Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes, wird ein Sprecher des tunesischen Außenministeriums von der staatlichen Nachrichtenagentur TAP zitiert. Allerdings sei Tunesien dazu bereit, mit anderen Ländern zusammenzuarbeiten, um eine angemessene Lösung für das Flüchtlingsproblem finden zu können.
Christian Bathen
Foto: André Szysnik
Datum: 14.02.2011
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